Statement Tom Stromberg anläßlich der Pressekonferenz "Theaterskizzen" am 15. Mai 1997 in Berlin:

Der von Catherine David geprägte Ausdruck Retroperspektive definiert auch die Theaterskizzen. Mit einem Blick zurück resümieren sie das Avantgarde-Theater der 80er Jahre, formulieren die daraus resultierenden Veränderungen und geben durch ihren speziellen Arbeitskontext in der documenta X einen Ausblick in die Zukunft des Theaters. Eingeladen sind die Anti-Helden und Helden des Theaters, die immer hochaktuell und unverbraucht die künstlerische Debatte der Gegenwart prägen. Ihre künstlerischen Positionen, die die Zeugenschaft der 80er und 90er Jahre, jener produktiven Epoche des Avantgarde-Theaters, einschließen, sollen mit zehn Premieren an einem Abend als Theatermarathon gesehen werden können.

Die Theaterskizzen wollen keinen Überblick über das Theater der letzten Jahrzehnte geben oder Theatermacher aufspüren. Der Theatermarathon besteht aus Arbeiten von Theatermachern, deren künstlerisches Werk sich über lange Zeit entwickelt hat, oder - wie bei den Arbeiten jüngerer Regisseure - als deren Fortführung und Weiterentwicklung zu verstehen ist, und somit eine Perspektive für das Theater der nächsten Jahre darstellt.

Die Eröffnung der documenta X, als Formulierung und Inszenierung der gegenwärtig wesentlichen Positionen in der bildenden Kunst, wird das Material für die eingeladenen Theatermacher sein. Darauf sollen sie mit szenischen Entwürfen reagieren, welche die manifestation culturelle, als die sich die documenta X versteht, erweitern.

Der Theatermarathon findet an drei Abenden (5., 6. und 7. September 1997) statt und besteht aus jeweils allen produzierten Stücken der eingeladenen Theatermacher. Die Spielorte sind über die Stadt Kassel verteilt, entlang des Parcours der documenta X, wobei bewußt auf die Ausstellungsräume als Spielorte verzichtet wurde.

Die diesjährige documenta ermöglicht so die einmalige Chance, die Veränderungen und Perspektiven des Avantgarde-Theaters mit sämtlichen Uraufführungen an einem Abend zu erleben.

(Es gilt das gesprochene Wort.)

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