<dX/workspace> " Das Pavillon-Projekt auf der documenta X "

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Sat, 16 Aug 1997 11:03:17 +0200 (DFT)

| Hybrid WorkSpace
| Original posted From: pavillon <angel2@zedat.fu-berlin.de>

Das Pavillon-Projekt auf der documenta X

Der Kunstbegriff des Pavillon-Projektes

Es gibt keine Gesellschaft ohne Kunst. Kunst ist prozessual an die Gesellschaft
gebunden denn ihre inneren Entwicklungsgesetze sind von der sie hervorbringenden
sozialen Gemeinschaft nicht
zu trennen. Waehrend der Arbeitszeit im Hybrid WorkSpace sollten soziale
Prozesse in Gang gesetzt werden. Soziale Prozesse zwischen KuenstlerInnen und
BesucherInnen, zwischen
KuenstlerInnen und KuenstlerInnen zwischen BesucherInnen und BesucherInnen.
Unser Beitrag auf der documenta X sollte das Pavillon-Konzept auf einen anderen
Raum uebertragen. D.h.
die Transparenz und Offenheit des Pavillons sollte als formale und inhaltliche
Idee auf den documenta-Arbeitsraum transformiert werden.
Die Idee wurde umgesetzt, indem eine Interview-Situation geschaffen wurde. Der
Kuenstler wurde - wie (s)ein Kunstwerk - zur Befragung und Auseinandersetzung
freigegeben. Die mediale
Interviewoeffentlichkeit wurde aufgeloest - der Besucher interviewte direkt die
KuenstlerInnen. Persoenliche Praesenz eroeffnete den Raum. Wir wollten
Informationen und
Diskussionsmoeglichkeiten fuer den Ausstellungsbesucher zur Verfuegung stellen,
die in einem musealen Kunstbetrieb wie der documenta X nicht zu erhalten sind.
Das Gespraech,
Praesentationen, das Nebeneinander eigener und anderer Gedanken sollten zur
Arbeit beitragen, eine gedankliche und sinnliche Annaeherung an das KUNSTWERK
ermoeglichen. Innerhalb
des Hybrid WorkSpaces wurden Nischen geschaffen, in denen gearbeitet wurde.
Wer nicht denken will fliegt (sich selbst) raus...(J. Beuys): Ebenso wie der
Besucher war auch die zwoelfkoepfige Pavillongruppe sozialen Prozessen
unterworfen. Die oben erlaeuterte
Transformation von Pavillon-Berlin in Pavillon Hybrid WorkSpace Kassel klappte
nicht reibungslos. Geringe Vorbereitungszeit, mangelnde Kommunikations- und
Kooperationsbereitschaft
innerhalb der Gruppe und Probleme bei der Identifikation mit dem Kunstbegriff
des Pavillon fuehrten zu einem Splitting der Gruppe bereits am zweiten Tag. Aus
dem Desinteresse der einen
Haelfte an laufenden Projekten und aus ihrer Unfaehigkeit zur Integration
heraus, fanden Kommunikation, Interaktion (auch untereinander) nicht statt.
Kunstvermittlung wurde nicht praktiziert.
Trotz dieser enttaeuschenden Erfahrung blieb einer aktiven Gruppe (introgroup)
die Moeglichkeit der Erfahrung, sich mit dem Publikum auseinanderzusetzen, das
hohes Interesse an dem
Projekt "Interview" zeigte. In einem voellig immateriell geplanten, quasi leerem
Raum wurde Materialitaet geschaffen, mit Fotos, Filmen, Dialogen. Der Hybrid
WorkSpace wurde zu einem
Knotenpunkt, zu einer globalen Kommunikation im real oeffentlichen Raum Švor
Ort, der im medial-oeffentlichen Raum fortgesetzt und virtuell erweitert wird.

http://berlin.icf.de/~PAVILLON

/Holle Rauser
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the main channel of Hybrid WorkSpace http://www.documenta.de/workspace
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