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dx and new media (in German)

Malte Reimold (Malte.Reimold@ruhr-uni-bochum.de)
Wed, 9 Jul 1997 21:51:02 +0200 (DFT)


Aber der Begriff der Kunst kann nicht auf den der Idee zurückgeführt werden. Kunst ist Interaktion und als solche ist die Frage nicht so sehr nach dem Medium, sondern nach der Vermittelbarkeit der Idee zu fragen ist.
Läßt sich Kunst bewerten?
Was ist ein Qualitätsmerkmal für "Kunst"?
Muß das nicht genau die Vermittelbarkeit sein, denn schließt man sich der wirklich überkommenen Bewertung von Technik und Medium aus, so bleibt nicht die Idee übrig, die nämlich rein spekulativ und inkonsistent ist, sondern es bleibt die Wechselwirkung zwischen Kunstwerk und Betrachter übrig, und dies ist dann der Sinn des Kunstwerkes.
Hierbei soll nicht einmal angenommen werden, daß künstlerisch beabsichtigte und erzielte Wirkung sich entsprechen, auch nicht, daß die Wirkungen gleich oder nur ähnlich sind.
Die Frage ist doch, ob eine Wirkung erzielt wird.
Dies aber ist eine Frage nach dem Werk, nach der Umgebung, und in letzter Hinsicht nach dem Betrachter selbst, denn im Endeffekt ist jede Art von Kunst und Kunstwerk niemals materiell, es ist nicht das Ding das Kunstwerk und auch nicht das Phänomen, sondern das vom Betrachter aufgrund der Phänomene entworfene Bild, und insofern ist jede Kunst tatsächlich meist konservativ, denn der Erwartungshaltung des Betrachters wird entsprochen, aber es ist ja eben so, daß wir ohne diese Interaktion, ohne dieses Zugehen auf den Betrachter überhaupt keine Kunst schaffen können.
Der Schock ist keine Kunst.
Tatsächlich hat die vielfach praktizierte Effekthascherei nichts mit Kunst zu tun.
Zwar ist das auch eine Möglichkeit, mit dem Betrachter zu interagieren, jedoch ohne ihm die Möglichkeit der eigenen Verarbeitung zu lassen, weshalb der Schock als Selbstzweck zwar mitunter reizvoll, nie jedoch diesem minimalen Anspruch der Interaktion, der Wechselseitigkeit zwischen Werk und Betrachter gerecht wird.
Dies ist sicher kein Aufruf zur Rückkehr zur Ölmalerei, aber die Aufforderung, bei allem theoretischen Geplärre sich tatsächlich auf die Kunst als solches und auf die ihr zugrundeliegende Struktur zurückzubesinnen.
Bei einer Kunst, die tatsächlich einen Weg zuende gegangen ist, und die nun, wo sie alle Freiheiten erobert hat, vor der Wand ihrer eigenen Vollendung steht, das ist: Der Tod durch Erstarrung, wäre dieser Denkansatz sicher sinnvoll, um Ideen für einen Neuanfang zu entwickeln, statt sich in elitärer Polemik zu ergehen.


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